Wieso ich meine Gebärmutter entfernen liess

Heute vor einem Jahr habe ich mir die Gebärmutter operativ entfernen lassen. Diesen Eingriff nennt man Hysterektomie, bei der der Uterus sowohl wahlweise die Eileiter und der Muttermund herausoperiert wird. Die Eierstöcke blieben - zumindest in meinem Fall - drin. Warum ich mich dazu entschlossen habe und welche Erfahrungen ich damit gemacht habe, möchte ich heute, am ersten Jahrestag mit euch teilen.


Zuerst; nein, ich habe das nicht wegen der Verhütung gemacht - obwohl das natürlich ein schöner Nebeneffekt ist. Ich litt, seit ich meine erste Menstruation hatte, unter Schmerzen. Jeden Monat musste ich Schmerzmittel schlucken, weil ich sonst kaum aufrecht stehen konnte. Mein Unterleib krampfte, die Schmerzen zogen sich bis in den unteren Rücken und runter in die Beine. Begleitet wurde das Ganze von Kopfschmerzen und so aufgeschwollenem Unterbauch, dass Hosen tragen schmerzhaft war. 

Von Pille über Spirale bis zur Hysterektomie

Wie bereits im Artikel “Suche nach dem besten Schutz” beschrieben, habe ich vieles ausprobiert, u.a. die Pille und Spirale. Die Schmerzen waren die einzige Konstante. Als ich mich vor 1.5 Jahren bei meiner Gynäkologin, zu der ich schon seit über 10 Jahren gehe und die von meinem Nicht-Kinderwunsch weiss, über weitere Möglichkeiten informieren wollte, fragte sie mich gerade heraus: 

Ja warum nehmen Sie denn die Gebärmutter nicht einfach raus?

Wow. Ok. Das ist eine echte Option? Was bedeutet das? Komme ich dann in die Wechseljahre? Bin ich dann noch “eine richtige Frau”? Was ist das für eine Operation? Hunderte Fragen ploppten in meinem Kopf auf. Eine davon war auch: 

Habe ich wirklich keinen Kinderwunsch?

Bei einer Hysterektomie wird die Gebärmutter (altgriechisch hystéra) entfernt. Nach diesem Eingriff ist Kinderkriegen definitiv nicht mehr möglich. Also horchte ich nochmals in mich hinein. Ich war zum Zeitpunkt der OP 35 Jahre alt, hätte also theoretisch noch rund 5 Jahre Zeit, Kinder zu bekommen. Wird sich meine Meinung ändern in diesen 5 Jahren? Kommt jetzt noch der Kinderwunsch, den ich seit 25 Jahren nicht verspüre? Unwahrscheinlich. Und wenn schon, dann werde ich diesen Artikel nochmals lesen und meinem Zukunfts-Ich sagen: 

Jetzt, in diesem Moment, im Frühling 2024, hast du dich endgültig gegen eigene Kinder entschieden. Und du warst im Hier und Jetzt glücklich mit dieser Entscheidung.
— an mein Zukunfts-Ich

Somit ging’s ab ins Spital… 

Was wird bei einer Hysterektomie entfernt?

In meinem Fall schien es sinnvoll, die Gebärmutter inkl. Eileiter, Gebärmutterhals und Muttermund zu entfernen, da diese ohne Uterus keine Funktion mehr haben und nur ein Krebsrisiko darstellen.

Die Eierstöcke wiederum wurden nicht herausoperiert. Denn diese sind für die Hormonproduktion zuständig. Hätte man diese entfernt, hätte die Menopause eingesetzt. So habe ich weiterhin einen Zyklus und alles was dazu gehört (PMS etc). Ausser eben Blutung - darum ging’s - Krämpfe und Schmerzen.

Wie läuft der Eingriff ab?

Der Eingriff an sich ist eine minimalinvasive Laparoskopie (Bauchspiegelung). Dabei wird kein Bauchschnitt gemacht. Durch kleine Schnittchen in der Bauchdecke wird das Organ von der Bauchdecke getrennt und anschliessend durch die Vagina entfernt. 

Trotz des eher kleinen und laut Chirurgin “risikoarmen” Eingriffs, braucht es natürlich eine Vollnarkose und allerlei Medikamente. Das lässt sich nicht schönreden. Ich habe die OP gut überstanden und wurde nach 2 Nächten aus dem Spital entlassen. Die Heilungsphase dauert ca. 3 Wochen, danach war ich wieder einigermassen fit. Sport und Sex gibt’s nach 5 Wochen wieder.

Gibt es “Nebenwirkungen”?

Bis jetzt spüre ich keine negativen Nebeneffekte. Der Beckenboden hat nicht gelitten. Beim Sex hat sich nichts verändert, alles beim Alten. Die Narben sind alle tiptop verheilt. Mein hormoneller Zyklus ist wie eh und je… Positive Nebenwirkung; ich bin fiter! Schliesslich hindern mich monatliche Schmerzen nicht mehr am Sport. Und der Konsum an Schmerzmitteln ist drastisch zurückgegangen.

…und ja, ich fühle mich immer noch genauso weiblich wie vorher! Einfach ohne Schmerzen.

Würde ich es wieder machen?

Ja! Natürlich ist das ein heftiger Eingriff. Man entfernt ein Organ (was man z.B. bei einer Gallenblasen OP übrigens auch macht…). Aber wenn ich die OP und die Heilungsphase den monatlich Schmerzen entgegenhalte, geht’s für mich absolut auf. Ich habe die Hysterektomie noch keinen Tag bereut. 

Aber; ich würde die Operation nicht pauschal empfehlen. Schliesslich ist jede Frau anders. Aber ich finde, es ist eine valable Option; wenn man keine Kinder (mehr) will und so starke Schmerzen hat während der Menstruation. Gerade für Frauen, die unter Endometriose leiden.

Ich hatte Glück…

Glück, so eine tolle Gynäkologin zu haben, die mich unterstützte und an eine gute Chirurgin überwies. Meine Entscheidung wurde NIE hinterfragt, mein Wunsch wurde ernst genommen. Sogar die Kosten wurden teilweise von der Krankenkasse übernommen. Das ist alles andere als selbstverständlich. Ich höre von vielen Frauen, denen ein solcher Eingriff verweigert wurde (Sterilisation mit 25), Frauen, die nicht ernst genommen werden. Dabei; solange es keine bessere Lösung für die Vermeidung von menstruell bedingten Schmerzen gibt, sollte die Hysterektomie eine nicht stigmatisierte Möglichkeit sein, die Frauen offen steht, die keine Kinder möchten! My body my choice!

P.S. Ich habe keinerlei medizinische Ausbildung, ich gebe hier nur wider, was ich erlebt habe und was mir gesagt wurde! Falls ihr mehr wissen wollt, fragt eure Gynäkologin! Disclaimer over ;)

 
Nadine

Seit 2019 bewusst kinderfrei und zufrieden mit der Entscheidung.

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25 Gründe, warum ich keine Kinder will