Sterilisation mit 25

Die Geschichte von Luna

Ich bin Luna, knapp Mitte 30, komme aus der schönen Zentralschweiz und habe mich, als ich 25 Jahre alt war, unterbinden lassen. Das ist meine Geschichte…

Wieso ich mich unterbinden liess? Ich wusste bereits sehr früh, dass ich keine eigenen Kinder möchte. Abgesehen davon, dass es meiner Meinung nach keine grössere Verantwortung im Leben gibt, als für ein hilfloses Lebewesen zu sorgen, konnte ich auch der Vorstellung, dass da ein Menschlein im mir wachsen würde, nie etwas abgewinnen. Auch der Gedanke, ein Kind in diese Welt zu setzen, erschien mir nicht sinnvoll - weder für mich noch für das Kind. 

Der steinige Weg bis zur Umsetzung

Mein Weg zur Sterilisation begann als ich ca. 22 Jahre als war. Nachdem ich meiner Frauenärztin von meinem Wunsch erzählte, stiess ich zum Glück nicht auf Ablehnung. Jedoch sollte es auch nicht ganz so einfach werden.

Über zwei Jahre hinweg musste ich meinen Wunsch gegenüber einem Therapeuten und der Ärztin immer wieder äussern, um damit zu zeigen, dass ich mir bewusst bin, was diese Entscheidung alles mit sich bringt und so auch zeigte, dass es keine Spontanaktion ist.

Denn so etwas rückgängig zu machen ist nicht nur sehr kompliziert und ohne Garantie auf Erfolg, sondern auch ziemlich teuer. 

Als die ca. zwei Jahre dann vorüber waren, wurde ich ins Spital eingeladen zu einem einstündigen Gespräch, indem ich meinen Wunsch und die Gründe dazu abermals wiederholen durfte. Kurze Zeit danach war es dann soweit. Ich bekam den OP-Termin und die dazugehörende Aufklärung. 

Die zwei Jahre Wartefrist hat übrigens meine Ärztin festgelegt. Ich denke, sie hätte es sonst nicht “verantworten können” - habe aber keinen konkreten Grund für die expliziten zwei Jahre erhalten. Gesetzlich darf sich jede und jeder ab 18 Jahren sterilisieren lassen.

Der Eingriff

Die Operation selbst ist ein kleiner Eingriff, der ambulant gemacht werden kann und kostet ungefähr 2000.- Franken. Und nein - die Krankenkassen übernehmen nichts. 

Man bekommt eine Vollnarkose und es wird minimalinvasiv gemacht. Das heisst, es werden nur zwei kleine Einschnitte von ca. einem Centimeter gemacht. Ein Schnitt im Bauchnabel und einer im Unterbauch, damit die Instrumente eingeführt werden können, welche dann die beiden Eileiter durchtrennen und veröden. So kann auf natürlichem Weg keine Befruchtung mehr stattfinden. Innerhalb weniger Stunden nach Spitaleintritt war dann auch schon wieder alles vorbei. 

Wieso keine Hysterektomie?                      

Wieso nicht gerade die Gebärmutter entfernen lassen? Darüber habe ich auch nachgedacht und mit der Ärztin darüber gesprochen. Aber es war schnell klar, dass es in meinem Fall nicht vertretbar gewesen wäre, ein völlig intaktes und gesundes Organ zu entfernen.

Anmerkung Redaktion: Bei einer Hysterektomie wird die Gebärmutter operativ entfernt. Zusätzlich können auch die Eierstöcke und Gebärmutterhals komplett entfernt werden. Nach diesem Eingriff „profitiert“ man neben der Unfruchtbarkeit, von einer ausbleibenden Regelblutung.

Glücklich mit der Entscheidung

In meine Entscheidung, dass ich diese endgültige Methode wähle, habe ich niemanden miteinbezogen. Denn ich musste mich ja nicht mehr entscheiden, sie stand bereits jahrelang fest. Was ich tat, war mein näheres Umfeld zu informieren, dass es nun bald soweit ist. Da die meisten schon von diesem Wunsch wussten, stiess ich eigentlich auf keinen Widerstand.  

Und wie das Leben so ist, lernt man immer wieder neue Leute kennen. Da kamen dann schon Fragen wie z.B.: „Wieso? Du bist doch noch so jung!“ oder „Was machst du, wenn du es dir anders überlegst?“. Mein Favorit war dann die Frage, was ich denn machen würde, wenn ich „den Richtigen“ treffe und der dann gerne Kinder hätte. Mit solchen Fragen kann ich ganz gut umgehen, ich kann die Reaktionen verstehen. Ich wusste, dass ich hie und da auf Unverständnis stossen würde und sicher noch stossen werde. Schlussendlich fühle ich mich wohl, diesen Weg gegangen zu sein und ich würde es heute nochmals genauso machen wollen.

Ich verlange von niemandem, meine Entscheidung zu verstehen, jedoch sie zu respektieren.

Weiterempfehlung? Eher nein

Ob ich diesen endgültigen Eingriff weiterempfehlen würde? Nein. Ich glaube, dass wenn man sich entscheidet keine eigenen Kinder zu wollen, dann weiss man das schon ziemlich lange und hat sich auch bereits über die Möglichkeiten zur langfristigen Schwangerschaftsverhütung informiert. Klar – jede*r der mich um meine Meinung bittet oder Fragen hat, mit de*m werde ich gerne darüber sprechen. Aber eine generelle Empfehlung für eine Unterbindung auszusprechen... definitiv nicht. Wer sich aber wie ich, in einem jüngeren Alter dafür entscheidet, muss mit einigen Hürden rechnen. 

Keine eigenen Kinder sind nicht keine Kinder

Ich werde aufgrund meiner Entscheidung keine eigenen Kinder zu wollen generell als Frau gesehen, die gar keine Kinder haben will, nie, mit niemandem. Sogar, dass ich Kinder nicht mögen würde wurde mir auch schon einige Male angedichtet. 

Nur weil ich keine eigenen Kinder möchte, heisst das nicht, dass ich Kinder nicht mögen würde oder dass ein zukünftiger Partner keine in die Beziehung bringen dürfte.

Es gibt einen nicht ganz so kleinen Unterschied zwischen keine eigenen Kinder haben zu wollen oder keine Kinder zu wollen. Momentan bin ich noch Single, mal sehen was da noch kommt…

Ich danke allen die bis hierhin gelesen haben und hoffe, damit einen kleinen Teil zur Aufklärung beigetragen zu haben, dass Frauen, die bewusst kinderfrei bleiben, alles andere als egoistisch sind. Sondern einfach nur ein selbstbestimmtes Leben führen wollen, genau wie die Frauen, die sich für Kinder entscheiden.


Luna

Die Gastautorin möchte anonym bleiben. Wir bedanken uns für die Offenheit zu diesem doch etwas heiklen Thema!

 
Gastautor*in

Danke liebe Gastautorin, lieber Gastautor, dass du deine Geschichte mit uns teilst. Möchtest auch du, liebe Leserin, lieber Leser deine kinderfreie Geschichte hier lesen? Dann melde dich bei uns.

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Auszug aus einer Contra-Liste