Lässt die Politik Kinderfreie im Stich?

Kinderfrei zu leben ist meine Entscheidung, die ich frei getroffen habe. Scheint logisch und selbstverständlich. Schaut man aber, was auf der Welt passiert, ist es eben plötzlich nicht mehr so selbstverständlich…  Und man fragt sich; werden wir Kinderfreien hier im Stich gelassen von der Politik?

Kinderfrei unter Strafe

In Russland darf man nicht mehr offen kinderfrei leben. Am 23. September 2024 gab der Kreml bekannt, dass sie gegen die “Childfree Bewegung” vorgehen wollen, da diese Menschen aktiv überzeugen würde, keine Kinder mehr zu bekommen. Mit dem Verbot wollen sie gegen die sinkende Geburtenrate vorgehen. Mehr Kinder für den Staat (Quelle: srf.ch).

Jede zweite Schwangerschaft nicht beabsichtigt

Wir haben schon einmal darüber geschrieben, wie wichtig der Zugang zu Verhütung ist (Suche nach dem besten Schutz). Hierzulande scheint auch das ziemlich normal zu sein. Doch liest man z.B. die Geschichte von Luna und ihren steinigen Weg zur Sterilisation, beginnt man an dieser Normalität zu zweifeln. Und auch wenn man so etwas liest (Quelle: faz.net):

Weltweit haben 200 Millionen Frauen keinen oder keinen ausreichenden Zugang zu Verhütungsmitteln. In der Folge sei auch in diesem Jahr (2024) jede zweite Schwangerschaft nicht beabsichtigt.
— faz.net

Und das im Jahr 2024. Verhütung ist also nicht selbstverständlich. Und wenn der Schutz versagt, Frauen Gewalt angetan wird, dann ist manchmal der letzte Ausweg eine Abtreibung. Doch Moment, auch da muss man (resp. frau) wieder Glück haben, damit dies überhaupt möglich ist…

Abtreibung verboten

Seit 2022 ist in den USA ist in 14 Staaten der Schwangerschaftsabbruch komplett verboten, in 7 Staaten ab 6 bis 18 Wochen. In Texas darf eine Schwangerschaft beispielsweise nur abgebrochen werden, wenn die Mutter in akuter Lebensgefahr schwebt. Und Ärzt*innen riskieren Geld- oder sogar Haftstrafen, wenn sie “unrechtmässig” einen Abreibung einleiten (Quelle: republik.ch). Der Mann, der diese Gesetzeslage ermöglicht hat kommt im November vielleicht wieder an die Macht - was geschieht dann?

Alles weit weg von hier? Betrifft uns nicht? Leider nein. Die Pro-Life-Bewegung wurde in den 70er Jahren in den USA gegründet. Sie setzt sich gegen Abtreibung ein. Vor Abtreibungskliniken werden Frauen abgefangen und versucht umzustimmen, es gibt viele Falschinformationen im Internet, z.B. Fake-Abtreibungskliniken, die sich als Pro-Life-Kliniken herausstellen und Frauen versuchen umzustimmen… Diese Bewegung wird in Europa immer stärker. Beim “Marsch fürs Leben” laufen in Deutschland z.B. AfD Politker*innen mit - finanziert werden diese Abtreibungsgegner u.a. von christlichen Fundamentalisten und rechtskonservativen Kreisen aus den USA und Russland (Quelle: zdf.de).

Auch in der Schweiz ist die Pro-Life-Bewegung auf dem - Achtung, der kommt flach - Vor(Marsch fürs Läbe). 2022 hat die rechtskonservative SVP gleich zwei Initiativen lanciert, um das Recht auf Abreibung einzugrenzen (Quelle: swissinfo.ch) - zum Glück sind beide abgeschmettert worden. Dennoch - die rechten Parteien gewinnen überall an Macht und werden solche Themen vorantreiben…

Mein Privileg

Ich bin sehr dankbar, denn ich habe Glück; im richtigen Land, zur richtigen Zeit, im richtigen Umfeld zu leben. Zugriff zu Verhütung zu haben, die Möglichkeit, eine Abtreibung durchzuführen, wäre es je nötig, die Freiheit zu entscheiden, keine Kinder zu bekommen… Das sind alles Privilegien, die nicht selbstverständlich sind im Jahr 2024, auf der Welt, in der wir leben.

Was denkt ihr zu diesen Bewegungen? Macht ihr euch Sorgen?

 
Nadine

Seit 2019 bewusst kinderfrei und zufrieden mit der Entscheidung.

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