Kinder- aber leider auch freundefrei
So lautete der Betreff einer Nachricht, die mich nach dem Artikel im Tagesanzeiger erreicht hat. Die Autorin berichtete, dass sie und ihr Partner glücklich kinderfrei seien, aber das ganze Umfeld nur noch aus Eltern oder solchen, die es noch werden wollen, bestehe. Sie fragt: Wie findet man kinderfreie Freund*innen im “echten Leben” nicht nur auf Social Media und Co.?
Dieses Gefühl kenne ich gut. Einer der allerersten Artikel auf dieser Plattform spricht genau das an: Wenn Freund*innen Kinder kriegen. In vielen Freundeskreisen bin ich die einzige ohne Kinder. Da kommt man sich manchmal schon etwas verloren vor…
Ich habe das Privileg, einen grossen Freundeskreis zu haben. Die ältesten Freundinnen, mit denen ich heute immer noch befreundet bin, sind aus meiner Zeit im Gymnasium. Dann kamen Menschen aus dem Studium, der WG, aus verschiedenen Praktika und Jobs dazu. Die Freundeskreise von meinem Partner und mir haben sich vermischt, Freund*innen von Freund*innen sind jetzt meine Freund*innen.
Doch nehmen wir an, wir haben fertig studiert, wollen nicht grad den Job und den Partner wechseln…
Wie lernt man neue Freund*innen kennen?
Nicht, dass ich Vollprofi wäre in diesem Gebiet… Aber ich habe mir da mal ein paar Gedanken gemacht und 5 Tipps, um neue Freund*innen zu finden gesammelt. Wenn ihr weitere Tipps habt, gerne ab in die Kommentare damit!
Online Kontakte knüpfen. Auf Blogs, Foren oder Social Media Accounts für Kinderfreie schauen, wer sich denn so in den Kommentaren tummelt und dort aktiv Menschen anschreiben. Vielleicht kommt ihr ja aus der gleichen Gegend und könnt euch auf einen Kaffee treffen?
Kinderfreie Meetups. Es gibt kinderfreie Gruppen, die sich aktiv treffen - die findet man online. Wir möchten das aktuell nicht machen, weil uns die Ressourcen fehlen - mehr dazu: Kinderfreie Treffen? Dafür haben wir einen Post auf Instagram veröffentlicht, wo ihr andere Menschen finden könnt, die sich treffen möchten.
Lerne was Neues: Du wolltest schon lange Sticken lernen, deine Kochkünste verbessern oder eine neue Sportart ausprobieren? Warum nicht einen “echten” Kurs besuchen, statt sich alleine zu Hause ein Youtube Video nach dem anderen reinzuziehen? ;) Bei Kursen lernt man schnell und einfach Menschen kennen - vielleicht ist ja jemand dabei, der auch keine Kinder hat?
Routine ändern und das bestehende Umfeld abklappern. Warum nicht mal mit einem anderen Team in die Kaffeepause gehen? Oder bei der Weihnachtsfeier an einen anderen Tisch sitzen? Zu einer anderen Zeit ins Fitness gehen, eine andere Route beim Hundespaziergang nehmen… Vielleicht findet ja man plötzlich andere spannende Personen im ganz nahen Umfeld. Und;
Sich nach “unten” oder “oben” orientieren. Trefft euch mit jüngeren Leuten, bei denen das Kinderthema noch nicht so stark im Zentrum steht. Oder mit Älteren - die das Thema schon abgeschlossen haben. Das hilft, die Perspektive zu wechseln!
Übrigens: Aus meiner Erfahrung ist es hilfreich, offen mit dem Thema Kinder umzugehen. Da merkt man schnell, ob das Gegenüber ähnlich denkt oder ggf. sogar ein Problem mit der kinderfreien Einstellung hat. Gilt auch fürs Dating - hab ich mir sagen lassen ;-)
Gemeinsamer Nenner
Ich verstehe den Wunsch nach kinderfreien Freund*innen sehr gut. Aber - wenn “kinderfrei” der einzige gemeinsame Nenner ist, wird das mit der Freundschaft wohl nicht klappen. Da braucht es mehr.
Dieser gemeinsame Nenner ist auch für bestehende Freundschaften die einzige Chance, dass diese Freundschaft die Kluft zwischen kinderfreiem Lebensstil und Familienleben überbrücken kann. Bestand die Freundschaft vor dem Kind nur aus sich betrinken und bis in alle Nächte feiern? Dann wird die Beziehung wohl nicht von Dauer sein.
Gibt’s aber eine starke Basis, so bin ich überzeugt, dass auch “gemischte” Freundschaften super funktionieren können! Wichtig ist, dass beide Parteien ihre Bedürfnisse klar darlegen und dass diese auch wahrgenommen werden. Beispielsweise sollte auf ein Treffen mit Kind und Kegel an einem Sonntagnachmittag ein Freitagabend in einem feinen Restaurant folgen - ohne Kinder. Oder dass sich die Themen nicht nur um Windeln und den Kindergarten drehen, sondern auch über das, was die kinderfreie Person interessiert.
Empathie und Interesse
Schlussendlich ist - meiner Meinung nach - der Schlüssel für eine gute, stabile Freundschaft Empathie und ehrliches Interesse der*m anderen gegenüber. Das heisst auch, dass man den Lebensstil der anderen Person nicht nur akzeptieren, sondern sich ehrlich dafür interessieren sollte. Wichtig; das gilt auf BEIDE SEITEN!
Wenn ich sage, ich will keine Kinder, wird automatisch davon ausgegangen, dass mich alles rund um Kinder kategorisch nicht interessiert. Das stimmt nicht. Ich finde es ehrlich interessant, was meine Freund*innen grad erleben, welche neuen Erfahrungen sie machen mit ihrem Nachwuchs. Ich erwarte aber auch, dass man sich für mich und mein Leben interessiert, auch wenn es dabei nicht um die Erziehung der neuen Generation AHV-Einzahler*innen geht ;-)
Habt ihr andere Tipps, um neue Freund*innen zu finden? Was ist euer Freundschaftsgeheimnis? Wie pflegt man Freundschaften zwischen Eltern und Kinderfreien?