Wieso bin ich so unnormal?

Die Geschichte von Marina Rebensdorf

Ich wusste schon sehr früh, dass ich keine eigenen Kinder haben werde. Ich war klein und eine Träumerin, die die Welt entdecken wollte. Ich spürte: Ich bin für etwas anderes auf diese Welt gekommen. Doch von aussen hörte ich mein Leben lang, dass ich keine Ahnung habe, dass ich Blödsinn rede. Ich wurde nicht ernst genommen. Und ich passte mich den Menschen an, die mir versicherten, dass ich Kinder haben werde, weil es das Normalste der Welt ist. Doch innerlich fühlte ich mich wie ein schwarzes Schaf.

Als dann alle Babys bekamen, fühlte ich es noch immer nicht. Ich fand keinen einzigen Grund für mich, ein Kind zu bekommen. Doch Sätze, wie 

machten mich fertig. Ich hatte Schiss vor der Zukunft. 

Mit 29 geriet ich dann in das heftigste Gedankenkarussell, konnte an nichts anderes denken. Ich machte mich dafür fertig, warum ich so unnormal bin. Obwohl es für mich immer klar war, keine eigenen Kinder zu haben, fühlte ich mich so unter Druck gesetzt, dass ich Angst vor der Zukunft hatte. Davor, es einmal zu bereuen. 

Dann las ich das Buch «Regretting Motherhood». Es half mir sehr, zu verstehen, wer ich bin und was ich wirklich will. Zu dem Zeitpunkt war ich bereits verheiratet. 

Und es stellte sich heraus, dass mein Mann sich Kinder wünschte und ich nicht.

Als jedoch das Wort Scheidung in den Raum fiel, hatte ich einen Nervenzusammenbruch, bekam keine Luft. Jahrelang baute ich mir ein Leben voller Sicherheit auf und auf einmal schien das Ganze zusammenzubrechen. In dem Moment kam die Frage bei mir auf: «Soll ich ein Kind bekommen, dann bleibt er bei mir?» und diese Option liess mich erst mal weiteratmen. 

Doch nach einiger Zeit stellte ich fest, dass die Option ein Kind zu bekommen nicht besser ist als die der Scheidung.

Diese Erkenntnis liess meine Knie heftigst zittern. Ich hatte Angst, es zu bereuen. Doch ich erkannte meinen Wert und wir liessen uns scheiden. Und ich wusste, dass das der beste Weg für beide ist, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen.

Es war hart, aber das richtige.

Und heute, fast vier Jahre später, hat mein Ex-Mann ein Kind und ich bin unglaublich stolz auf ihn, dass er seinen Traum erfüllt hat. Wir sind beide an dieser siebenjährigen Beziehung gewachsen und haben beide verstanden, was wir wirklich wollen.

Durch meinen Ex-Mann (ich bin ihm so dankbar) und dem Coaching in der Persönlichkeitsentwicklung habe ich meine Dramen der Vergangenheit losgelassen und bin zu der Person geworden, die ich heute bin. Heute lebe ich meinen absoluten Traum: Bin kinderfrei, habe meinen sicheren Beamtenjob gekündigt, einen Neustart als Lifecoach gewagt und helfe nun anderen Frauen dabei, ihren kinderfreien Weg frei von Ängsten, Zweifeln und Unsicherheiten selbstbewusst zu gehen. Und reise von Ort zu Ort, um die Welt zu entdecken und Projekte auf die Beine zu stellen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. 

Ich mache heute das, wonach ich mich immer schon innerlich gesehnt habe und verstehe jetzt erst, warum ich auf dieser Welt bin. Diese pure Freiheit, die ich spüre, macht mich so wahnsinnig glücklich, weil ich wieder zu mir selbst gefunden habe.


Marina Rebensdorf

1989 in Kasachstan geboren und mit 6 Jahren nach Deutschland gezogen. Träumte davon, in New York zu leben und was mit Musik & Tanz zu machen. Entschied sich allerdings mit 19 für einen sicheren Job als Mathe- und Spanischlehrerin, um irgendwann später die Welt zu bereisen. Hat mit 33 das Beamtenverhältnis gekündigt und ist seit Februar 2023 Lifecoach.

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