Du wärst eine so gute Mutter

Letzthin fragte mich jemand, ob ich denn noch oft auf meine Kinderlosigkeit angesprochen werde. Selten. Das hat aber primär damit zu tun, dass ich schon überall herausposaunt habe, dass ich freiwillig kinderfrei bin. Was ich aber immer mal wieder höre, ist der Satz: «Du wärst doch eine so gute Mutter.» 

Ja, das kann sein. Ich habe einen Uterus, der soweit ich weiss funktioniert. Bin im «richtigen» Alter, habe einen Partner, wir haben eine stabile Beziehung, haben ein Zuhause in dem das Kind aufwachsen könnte… Die Grundvoraussetzungen zum Muttersein wären also schon mal gegeben. Ich wäre wohl eine eher strenge Mutter, hätte eine klare Linie. Würde aber viel Liebe geben, wäre zuverlässig, sehr involviert.

Ja, ich denke, ich wäre eine gute Mutter. Aber ich wäre auch eine gute Astronautin.

Lasst mich dieses Gedankenspiel ausführen … 

Mutter oder Astronautin?

Auf der Seite der European Space Agency (ESA) sind die Anforderungen aufgelistet, die man mitbringen muss, wenn man ins All fliegen will. Ich erfülle die meisten und was ich nicht erfülle, könnte ich mir in den nächsten Jahren beibringen. Mir wird nicht schlecht in Schwerelosigkeit, ich bin körperlich fit, habe keine Beschwerden oder Krankheiten, sehe gut (zumindest seit der Laser-OP), bin psychisch stabil, spreche Englisch, kann zumindest anstossen auf Russisch (sa sdarówje!), habe studiert… Mit der Flüssignahrung hätte ich wohl etwas Mühe.

Dennoch – ich will nicht Astronautin werden. Wollte ich nie. Das Weltall interessiert mich nicht sonderlich. Ich schaue mir gerne die Sterne an, aber das Bedürfnis, ihnen näher zu sein als hier auf der Erde, hatte ich nie. Astronaut*innen schwören sicherlich darauf, dass ihr Job der beste der Welt und darüber hinaus ist. Ich kann es förmlich hören: «Es ist zwar super anstrengend, man schläft schlecht, muss alles von sich geben, aber ein Blick auf die Erde von der ISS aus macht alles wieder wett.» Kommt euch diese Formulierung etwa bekannt vor? ;)

Können oder wollen

Ja, ich wäre eine gute Mutter. Ich wäre eine gute Astronautin. Aber beides will ich nicht sein. Nur weil man in etwas gut ist oder gut sein könnte, muss man nicht sein Leben danach ausrichten. Die Frage ist, was man WILL. Will ich ins All fliegen? Nein. Will ich ein Kind erziehen? Nein. 

Können und Wollen sind zwei sehr unterschiedliche Dinge.


Wie reagierst du auf solche Fragen? Hast du auch so eine out-of-the-box Antwort parat?

 
Nadine

Seit 2019 bewusst kinderfrei und zufrieden mit der Entscheidung.

Zurück
Zurück

Kinder sind auch nur Menschen

Weiter
Weiter

Befreiungsschlag